Die Tannenbergbüchse

(Deutschland ca. 1390)

Die Tannenberg-büchse ist die derzeit älteste sicher datierbare Handfeurwaffe Europas.

Sie wurde 1849 in der Zisterne der im jahre 1399 zerstörten Burg Tannenberg bei Seeheim-Jugenheim ausgegraben.

 

Der achteckicke Lauf besteht aus gegossener Bronze. Die Büchse besteht aus einem verdickten Hinterlauf mit Tülle für einen Holzschaft, einem schmaleren Vorderlauf sowie einem runden Mündungsfries.

 

Länge u. Gewicht : 33cm, 1,2kg 

Durchmesser     : 2,4 bis 3,4cm

Kaliber           : ca. 15,8mm

 

Die vollständig erhaltene Tannenbergbüchse wird im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg mit der Inventar Nr. W2034 aufbewahrt.

Quelle Bild: Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

Burgundische Kammerbüchse

(Frankreich ca. 1435)

Ein Kammergeschütz (auch Vögler, Kammerschlange oder 

Kammerstück) ist eine Bauweise von Geschützen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der Raum, der für die Pulverladung bestimmt ist und Kammer genannt wird, einen geringeren Querschnitt hat als der Rest der Seele. Es hat somit eine im Verhältnis zum Kaliber kleinere Kammer.

 

Um die Ladegeschwindigkeit spätmittelalterlicher Geschütze zu erhöhen, wurden Geschütze mit einem zweigeteilten Rohr entwickelt. Dies ist somit eine frühe Form des Hinterladers. Der längere, vordere Teil des Rohrs, Flug genannt, dient der Genauigkeit des Schusses. In die Kammer, d. h. den kürzeren, hinteren Teil, wird das Schwarzpulver und die Kugel geladen. Vor dem Abschuss wurde die Kammer hinter dem Rohr mit Keilen eingeklemmt.

 

Es gab aber auch solche, die mit Schraubgewinden befestigt wurden. Mit dieser Technik ist es möglich mehrere Kammern gleicher Größe gleichzeitig zu laden, schnell hintereinander am jeweiligen Geschütz zu wechseln und dadurch die Schussfrequenz erheblich zu erhöhen.

 

Die Kammer konnte zudem an einem geschützten Ort geladen und der Pulvervorrat in sicherer Distanz zum Geschütz gelagert werden.

 

Ein wesentlicher Nachteil gegenüber den sonst gebräuchlichen Vorderladern war jedoch, dass es mit der damaligen Schmiedetechnik nicht möglich war, den Verschluss zwischen beiden Rohrteilen vollständig abzudichten. So trat ein Teil des Gases heraus, das Pulver verlor einen Teil seiner Kraft und im schlimmsten Fall verursachte die nicht richtig befestigte Kammer beim Abschuss Verluste in den eigenen Reihen.

Spätgotische Halbrüstung

(Italien ca. 1435)

Deutscher Tappert

(frühes 15. Jahrhundert)

Der deutsche Tappert gehört zu den beliebtesten Kleidungsstücken der Herren des frühen 15. Jahrhunderts. Zaddeln waren nahezu an jedem Kleidungsstück zu finden und die Varianten gingen üer Zacken, Eicheln und Blätter. Am besten eignet sich Wollstoff um die Zaddeln zu schneiden. Wir haben aufgrund der Fütterung des Gewandes jedoch Leinen verwendet. Die Vorlage stammt von einer Darstellung des heiligen Andreas (Zufall!) aus einer Lüneburger Kirche.

Höllenfenstergewand

(ca. 1350-1390)

Das Höllenfenstergewand hat seinen Namen von den Ärmelausschnitten, die bis über die Hüfte reichen. Das Obergewand bot damit einen unverdeckten Einblick auf das meist eng auf Figur geschnittene Untergewand. Diese Unzüchtigkeit war dem Klerus natürlich ein Dorn im Auge und die Ausschnitte damit das Fenster zur Hölle.

Die Säume an den Ausschnitten waren oft mit Pelz verbrämt und konnten bisweilen die gesamte Brustpartie bis zur Hüfte bedecken. Das Untergewand dagegen wurde durch die Öffnungen zu einem besseren Kleidungsstück. Es wurde nun aus feineren Stoffen gefertigt als zuvor und am Halsausschnitt in kleine Falten gelegt. zu dem Gewand war es für verheiratete Frauen üblich einen Schleier und Schapel zu tragen. Unverheiratete Frauen flochten ihr Haar kunstvoll oder trugen es offen. Schmuck war meist bescheiden und schlicht. Beschlagene Gürtel wie auf dem Foto abgebildet blieben dagegen lange beliebt.

Cotehardie für die Dame

(ca. 1390-1435)

Die Cotehardie ist ein Kleidungsstück, welches nur kurz modern war und typisch für den Übergang vom 14. ins 15. Jahrhundert ist.

Das Überkleid ist auf Figur geschnitten. Das besondere sind die Knöpfe des Gewandes. Am Ärmel konnten diese vom Handgelenk bis zum Ellenbogen reichen und vorne bis zur Hüfte. Je nach Stand (und Geldkatze) konnten die Knöpfe aus Stoff oder Zinn sein. Am Ende der Modeerscheinung war jedoch Zinn in verschiedenen Formen sehr beliebt, so dass man davon ausgehen kann, dass die Knöpfe aus diesem Material waren.

Zu dem Gewand trage ich meinen Schleier und ein Schapel, die Haare sind zu "Affenschaukeln" aufgesteckt. Üblich waren Crespinetten über die ich an anderer Stelle noch einmal eingehen möchte.

Cotehardie für den Herrn

(ca. 1390 - 1435)

Die Cotehardie für den Mann ist ebenso auf Figur geschnitten und genäht wie für die Frau. Die Knöpfe sind hier aus Zinn und sehr eng aneinander gesetzt. In einigen Abbildungen sind sie so dicht angenäht, dass sie aneinanderschlagen. Das Gewand wird auch als Jopula oder Joppe bezeichnet. Bei dem hier gezeigten Gewand handelt es sich um einen grünen Wollstoff, der zudem mit Leinen gefüttert ist. Der Hut ist aus Filz und wird zusammen mit einer Bundhaube aus Leinen getragen. Ordensketten, wie die Abgebildete, findet man noch heute bei einigen Bürgermeistern und Würdenträgern. Eine schöne Abbildung einer Prunkkette (wie sie auch genannt wird) findet man zum Beispiel auf dem Gemälde von Karl VI von Frankreich oder auf dem Gemälde von Rogier van der Weyden von Herzog Philipp der Gute von 1399. 

Houppelande

(ca. 1410 - 1450)

Die Houppelande gehört neben dem Bilaut für mich zu den schönsten Frauengewändern des Mittelalters. Vielleicht liegt es daran, dass in dieser Fülle von Stoff (das abgebildete Gewand brauchte ca. 9 meter davon) jede Frau könglich wirkt. Und mit dieser Wirkung kommt man auch zu den Trägerinnen und Trägern (dieses Geand wurde anfangs von beiden Geschlechtern getragen). Am Anfang dieser Modeerscheinung war die Houppelande für den Adel reserviert. Die hohe Stoffmenge lässt nicht viel Raum für Bewegung und Arbeiten jeglicher Art (außer Handarbeiten). In Laufe der Zeit jedoch wurde die Houppelande auch vom reichen Bürgertum entdeckt und ein beliebtes Sonn- und Festtagsgewand. Viele Ärmelvariationen und die Betonung der Figur finden sich im Tres Riches Heures des Herzogs von Berry, eines der schönsten Stundenbücher des Spätmittelalters. Die Brüder von Limburg schufeen zwischen 1410 und 1416 ein einzigartiges Bilddokument ihrer Zeit.  Die Kopfbedeckung ist eine Wulsthaaube mit Schleier. Die orientalische Wirkung ist bewusst vorgenommen, findet sie doch großen Anklang am Anfang des 15. Jahrhunderts. Die Wulsthaaube ist aus Leinen mit Wolle gefüttert.